Bergtour auf der Grenze von Österreich und der Schweiz im Montafon Mi. 27.07. – So. 31.07.2022
Mittwoch, 27.07.2022
Um 08:00 Uhr trafen sich Irmgard, Manfred, Zita, Karin, Elfriede, Uwe, Matthias, Jürgen sowie Wolfgang und Reinhold an der A7 um ins Montafon zu starten. Die Wetterprognose war gemischt, aber für morgen, am wichtigsten Tag der Tour, sollte es sonnig und warm sein. Die Anreise über die A7 und A96 Lindau Bodensee verlief überraschend reibungslos und wir gönnten uns eine Pause an der Raststation Bodensee Hörbranz. Das notwendige „Pickerl“ gab es hier auch.
Gut gestärkt ging die Fahrt weiter durch den Pfändertunnel nach Tschagguns, nach Latschau und hoch zum Wanderparkplatz oberhalb vom Staubecken Latschau auf
Ca. 1000 HM. War dieser bis vor kurzem noch ohne Gebühr so mussten wir nun für 5 Tage 18,00 € hinlegen.
Das Wetter war super, deshalb wurden wir uns schnell einig. Wir nehmen nicht die Gondel zum Golmer Joch, wir gehen zu Fuß. Alle wollten ihren Rucksack hochtragen, wie es richtige „Bergwanderer“ tun. Wir entschieden uns für den Almweg der langsam aber stetig von 1000 HM auf 1744 HM zur Lindauer Hütte ansteigt. Auf schattigem Waldweg ging es vorbei an der Mittelstation der Golmer Bahn, über Maisäß nach Atzig, zur Alpe Latschätz und weiter auf dem Latzschätzer Höhenweg. Nach ca. 3 Std. aufstieg war sie da, die Lindauer Hütte. Wunderschön liegt sie inmitten eines kleinen Wäldchens“ umrahmt von hohen Bäumen. Auf der Hütte angekommen gönnten wir uns ein kühles Getränk im freien, war es doch heute sehr warm und wir alle hatten ordentlich geschwitzt.
Der erste Eindruck. Die Schlafplätze sind schön, die Mitarbeiter sehr nett und das Essen ist super!
Donnerstag, 28.07.2022
Heute ist der wichtigste Tag der Tour. Sollte es doch auf die Sulzfluh mit 2817 HM gehen. Das Wetterglück war auf unserer Seite, super Tag, super Sonne und kein Regen. Die Wetter-Apps lagen für diesen Tag richtig. All das waren die Voraussetzungen für die heutige, sehr anstrengende Tour mit Gipfelglück.
Von der Lindauer Hütte ging es um 08.00 Uhr los. Zunächst etwas bergab auf 1644 HM bis zum Beginn des Bilkengrat. Knapp 700 HM hatten wir nun über den Bilkengrat hinauf zur Schwarzen Scharte auf 2336 HM vor uns. Geschafft, wir stehen auf der Schwarzen Scharte! Eine längere Pause, bei der wir den wunderschönen Blick in die Schweiz genossen, musste sein. Dies sind die Momente, die alle Anstrengungen vergessen lassen. Jetzt nur noch 130 HM abwärts zum ersten Etappenziel, der Tilisuna Hütte die auf 2208 HM liegt, die auch unser Nachtquartier für den heutigen Tag ist. Nach einer ausgiebigen Rast starten wir mit kleinem Gepäck zum Gipfel der Sulzfluh. Immerhin waren noch einmal 600 HM zu bezwingen. Elfriede, Karin und Zita entschieden sich auf der Hütte zu bleiben. Zu verlockend war die Aussicht und die wärmenden Sonnenstrahlen.
Von der Hütte ging es wieder hoch zur Schwarzen Scharte und weiter Richtung Westen zur Sulzfluh. Der Weg zum Gipfel verläuft direkt auf der Grenze von Österreich und der Schweiz. Über Blockwerk und rauem Fels kamen wir gut vorwärts. Über losen Schotter ging es zum letzten Gipfelanstieg auf die Sulzfluh auf 2817 HM. Überglücklich Standen Irmgard, Manfred, Jürgen, Uwe, Matthias, Wolfgang und Reinhold mal wieder auf einem Gipfel. Ein besonderes Glück war, dass wir am Gipfel einen „Kenner“ aller umliegenden Berge trafen. Es war ein toller Austausch über all die Gipfel die wir sehen konnten und wir vergaßen fast den Abstieg. Zurück ging es den gleichen Weg und wir stellten unterwegs fest, der Tag war doch sehr lang und anstrengend. Alle waren froh, als wir gegen 16.30 Uhr auf der Tilisuna Hütte ankamen.
Vor dem Abendessen gab es eine Ansprache des Hüttenwirts, die wir so noch nicht erlebt hatten. Er bedankte sich bei allen die heute als Übernachtungsgäste anwesend sind. Dennoch klang er sehr frustriert und beklagte sich vor allem über die massiven Ausfälle und Stornierungen. Zu viele buchen einen Schlafplatz und geben ihn viel zu spät oder gar nicht frei. Sie zahlen lieber die minimale Stornogebühr von 10 € oder 20 €. Den finanziellen Ausfall hat immer der Wirt und er kann diesen auch nicht kompensieren. Hätte er etwas zu bestimmen, wo würde die Stornogebühr wesentlich höher angesetzt. 40 € bis 50 € hält er für angemessen.
Freitag, 29.07.2022
Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück war das heutige Ziel, Mittagspause auf der Carschina Hütte die auf Schweizer Boden liegt und danach weiter Abstieg zur Lindauer Hütte. In der Hoffnung, dass das Wetter hält, starteten wir auch heute um 08.00 Uhr. Für den Nachmittag waren Gewitter und Regen angesagt. Zunächst noch einige hundert Meter in Österreich ging es bald über das Tilisunafürggli in die Schweiz. Der Weg zur Carschina Hütte, die auf 2220 HM liegt, verläuft auf der Südseite des gesamten Bergmassivs der Sulzfluh und fast eben auf einer Höhe von etwa 2100 HM. Faszinierend sind die grünen Grashänge in der Schweiz, die bis auf 2000 HM hinauf reichen. Almen sind dort kleine Dörfer, alles größer, alles anders.
Nach ca. 3 Std. erreichten wir die Carschina Hütte auf der wir eine Mittagspause einlegten, das Wetter schien zu halten. Nach der Stärkung machten wir uns auf, den kurzen Anstieg zum Drusator anzugehen. Das Drusentor, auch Drusator genannt, ist ein kleiner Felsdurchbruch bzw. Übergangen zwischen der Drusenfluh und der Sulzfluh auf deren Nordseite der Abstieg zur Lindauer Hütte erfolgt. Früher soll dieser Übergang vor allem von Schmugglern genutzt worden sein. Eine heute verfallene Zollhütte kurz nach dem Drusentor auf Österreichischer Seite bestätigt dies wohl.
Am Drusentor auf 2342 HM angekommen waren wir glücklich. Jetzt nur noch 600 HM Abstieg zur Lindauer Hütte, das Wetter war uns nun egal. Dennoch hofften wir, trocken auf der Hütte anzukommen. Langsam stiegen wir im losen Schotter ab und kamen der Hütte näher. Aber dann passierte es. Irmgard blieb mit dem Fuß in einer Wurzel hängen und knickte um. Schmerz! Nach einer kurzen Pause stellte sie fest, ein auftreten war mit diesem Fuß nicht mehr möglich. Dennoch schafften wir es alle, Irmgard ohne Rettungseinsatz zur Hütte zu bringen. Dort angekommen wurde gleich mit Eis gekühlt in der Hoffnung, dass die Schwellung zurück geht und sie am nächsten Tag wieder laufen kann.
Und das Wetter? Wir kamen trocken auf der Lindauer Hütte an, doch am Abend brach die Schlechtwetterfront herein. Es regnete stark und ergiebig und es sollte wohl auch noch am nächsten, unserem letzten Tag bis Mittag so sein. Warten wir es mal ab!
Samstag, 30.07.2022
Der Wetterbericht hatte recht, Regen, Regen und wieder Regen. Den ganzen Vormittag sollte es immer wieder längere Schauer geben. Mit unserer für den heutigen Tag geplanten Tour auf die Geissspitze auf 2334 HM war es nix. Der Weg war nicht begehbar. Nach dem Frühstück war erst einmal relaxen und lesen angesagt. Fast alle versammelten sich im Leseraum der Hütte. Und Irmgard? Sie musste sich um ihren Fuß kümmern. Dieser war über Nacht angeschwollen und es sah eindeutig nach einer Bänderüberdehnung aus. Für sie war in jedem Fall ausruhen angesagt, an eine Wanderung war nicht zu denken.
Ab ca. 11.00 Uhr schien das Wetter besser zu werden und es gab größere Lücken zwischen den Regengüssen. Wir entschlossen uns deshalb für eine Wanderung zum Öfapass der immerhin auf 2291 HM liegt. Der Weg führte vorbei an der Oberen Sporaalpe und vorbei am Sporentobel bis zum Öfapass. Durch den starken Regen der letzten Stunden war dieser sehr schlecht, aufgeweicht und rutschig. Am Öfapass angekommen traf uns der nächste Schauer mit voller Wucht. Regen, Wind und Kälte, wir drehten um. Langsam und sicher gingen es Schritt für Schritt wieder abwärts, wollten wir doch eine weitere Verletzung in jedem Fall vermeiden. Kurz für der Hütte hörte er der Regen auf und wir entschlossen uns noch zu einer Einkehr auf der Spaoraalpe. Hatten wir doch die fast 600 HM in dem rutschigen Gelände gut hinter uns gebracht. Ein Radler, Kaffee und Kuchen geht immer, auch bei Regen und Kälte.
Nachdem wir wieder trocken waren, war bei einigen der Besuch im Alpengarten, der sich direkt hinter der Lindauer Hütte befindet, angesagt. Dort werden täglich um 18.00 Uhr fachkundige Führungen durchgeführt. Thema sind die seltenen Pflanzen und Gesteine der Region im Gauertal.
Das Abendessen auf der Hütte war wieder ein Genuss. Bewundernswert war auch der Service und das Küchenpersonal. Hatte der letzte unserer Gruppe seine Bestellung gerade aufgegeben, so hatte der erste bereits sein Essen auf dem Tisch. Absolut super!
Sonntag, 31.07.2022
Leider ist heute schon der Rückreisetag. Das Wetter war bewölkt aber trocken und wir entschlossen uns auf dem Normalweg durch das Gauertal abzusteigen. Irmgard konnte leicht auftreten, ein Abstieg über die Forststraße bis zum Parkplatz war zwar mit Schmerzen aber ohne größere Hilfe möglich. Lediglich ihren Rucksack haben einige kräftige Männer abwechselnd getragen.
Unterwegs kamen wir noch bei einer kleinen Jausenstation vorbei. Ein zweiter Kaffee, ein Eis oder Getränk war jetzt genau das richtige. Wir kehrte ein, die Pause tat allen gut.
Es waren schöne und erlebnisreiche Tage im Montafon auf der Lindauer, Tilisuna und Carschina Hütte in der Schweiz.
Zita Schwab